Freitag, 3. Mai 2013

Latte Macchiato

Ich so: "Einen Latte Macchiato und ein Helles, bitte."
Der Typ hinter der Bar so (mit einem "Jetzt will die Alte um die Uhrzeit noch nen Latte Macchiato … Weiber …!"-Gesicht): "Einen Latte Macchiato? Um die Uhrzeit?"
Ich so: "Ja, warum!?" Ich wollte schon ansetzten zu sagen: "Wenn du die Maschine schon geputzt hast, dann kannst du's ruhig sagen. Kein Problem. Dann nehm' ich was anderes." Insgeheim dachte ich mir: "Wieso? Ist ein Latte Macchiato jetzt ein zu uncooles Getränk für diese Bar? Ist ein Latte Macchiato jetzt zu Mutti-mäßig, oder was?!"
Er so: "Okaaayyy, dann bekommst du D-E-I-N-E-N Latte Macchiato!" … augenrollend.
Ich spazierte etwas verwirrt zurück zu meinem Platz und setzte mich wieder zu meiner charmanten, männlichen Begleitung. 
Ein paar Minuten später kam der Barbursche mit unseren Getränken um die Ecke - mit einem Bier und einem Latte Macchiato. Der Kaffee wurde natürlich vor meiner Nase abgestellt - was sonst, das Bier vor der Nase meines Kumpanen.
Genugtuung, geneigte Leserinnen und Leser, ist, ihr kennt es, ein wunderbares Gefühl. Kaum standen unsere Getränke auf dem Tisch, machte ich den vorverurteilenden Bartender darauf aufmerksam, dass den Latte Macchiato - jaaa, lieber junger Barmann, dieses Mutti-mäßige, in deinen Augen so furchtbar uncoole Getränk - nicht ich, sondern mein gefährlich aussehender Begleiter bestellt hätte. Das Bier wäre dann für mich. 
Wären wir ein Comic, dann hätte unser junger Freund Fragezeichen UND Ausrufezeichen über seinem Kopf tanzen gehabt und es hätte sich spontan ein Loch unter seinen Füßen aufgetan, in das er dankend versunken wäre.
Coolness kann man nicht erlernen oder durch den Konsum von Getränken beeinflussen. 
Cool IST man - daran ändert auch ein lächerlich klein wirkendes Latte Macchiato-Glas in der tätowierten Pranke rein garnichts. Und außerdem ist das dem Mann, dessen tätowierte Pranke das Latte Macchiato-Glas hält, scheißegal.

Sonntag, 30. Dezember 2012

Da capo.

Mein kleines Herz ist ein unverbesserlicher Romantiker.
Ich habe versucht, es ihm abzugewöhnen, das mit diesem andauernden romantisch sein, da ich, im Gegensatz zu meinem kleinen Herz, überhaupt nicht romantisch bin. Immerzu versucht es mir Quargeln von gutaussehenden Rittern auf weißen Pferden, Blumensträußen vor der Wohnungstür von hinreißenden Unbekannten und sanften Küssen im Mairegen von Ryan Gosling Look-alikes anzudrehen ... total peinlich.
Stell dir vor, flüstert mir mein kleines Herz zu, du stehst am Morgen auf, schaust aus dem Fenster und an der Hauswand gegenüber steht riesengroß "Susanna, werde alt und grau mit mir!" geschrieben. Ich mache dann mein kleines Herz auf die hässlichen Tropfnasen an diesem, wenn auch imaginären, ziemlich dilettantischen Liebes-Graffiti aufmerksam – und trete nach, dass da wohl offensichtlich kein Profi am Werk war. Mein kleines Herz kichert dann nur despektierlich und ich rolle entnervt mit den Augen.
Wie gesagt, ich habe alles versucht, meinem kleinen Herz die Romantik abzugewöhnen, versuche es immernoch. Jeden Tag. Ich lerne sogar absichtlich die unzuverlässigsten und blödesten Typen kennen und lasse mich von ihnen enttäuschen, nur damit mein kleines Herz endlich kapiert, dass Romantik rosarote Kleinmädchen-Zeitverschwendung ist. Ich schaffe es nicht. Mein kleines Herz ist ein hoffnungslos sturer und außerordentlich zäher Romantiker – und mein treuester Begleiter.

Freitag, 21. Dezember 2012

Intermezzo.

Manchmal würde das Frollein gerne auf das Gesims einer gotischen Fassade klettern und zu einem steinernen Wasserspeier erstarren – einem der geheimnisvollsten und schönsten Wasserspeier der Stadt. Kühl, distanziert, still.
Aus trägen, steinernen Augen würde sie die Welt und die Menschen in ihren kurzen Hosen, Sandalen, Sonnenbrillen und schlechten Frisuren verachten und dann und wann auf sie herabspeien.