Dienstag, 6. Dezember 2011

Dienstag, 06. Dezember 2011. Eine Trambahnhaltestelle in München.

Eine Frau, die zuerst auf sicherem Großstädter-Anonymitätsabstand war, steht plötzlich gefährlich nah neben mir und fängt an, sich mit mir zu unterhalten. Dabei sehe ich, dass sie ziemlich schlechte Zähne hat.
Frau: "Wenn wir Glück haben, dann dürfen wir mit der gepimpten Tram fahren." Ich nicke freundlich und lächle unverbindlich. Sie ergänzt: "Die gepimpten Trams sind ein bissl wärmer als die alten Bahnen." Pause. Ich nicke immer noch freundlich und lächle noch unverbindlicher. Das ist ja fast so wie beim Fiat Dino der einen Ferrari-Motor hat, denke ich und verwerfe den Gedanken gleich wieder. Einen Fiat Dino mit den Münchener Nahverkehrsraupen zu vergleichen, sollte man sich auch in Fällen äußerster Bedrängnis nicht anmaßen.
Frau: "Die gepimpte Tram ist eine Mischung aus der alten und der neuen, der Vario-Trambahn. Die Vario-Trambahnen stehen nämlich immer noch im Depot, weil mit den Papieren was nicht stimmt." Ich nicke, lächle und frage mich, ob die Frau entweder bei der MVG arbeitet oder ein ganz seltenes Hobby hat.
Sie erzählt weiter: "Ich war gerade beim Zahnarzt. Und der hat festgestellt, dass es garnicht der Zahn war, von dem ich dachte, dass er's ist." Ein unangenehmes Gefühlt steigt in mir auf, weil ich befürchte, dass sie mir den Zahn gleich zeigen wird, um den es gerade geht. Aber ich bleibe verschont.
Die etwas einseitige Unterhaltung geht weiter: " Ich fahre jetzt durch bis Hauptbahnhof, steige um und fahre weiter bis Steubenplatz, wo ich arbeite. Das ist ganz schön weit. Und heute Abend, nachdem ich bei meiner Tante zum Abendessen war, fahre ich das Ganze wieder zurück. Da bin ich ganz schön unterwegs." Ich komme fast nicht mehr dazu, eifrig zu nicken und zu lächeln, weil die Trambahn einfährt. "Nein, es ist doch eine alte." sagt die Frau mit den schlechten Zähnen und steuert auf eine Tür zu. Ich benütze ganz unverbindlich eine andere Tür.